Preisuntergrenze Einführung


EINLEITUNG

In der folgenden Themenreihe werden wir uns mit der Preisuntergrenze im MICE-Bereich befassen und hier  schrittweise eine Möglichkeit zur Berechnung aufzeigen und erarbeiten. Da die jeweiligen Hotel- und Eventbetriebe in Ihrer Struktur, Architektur und Betriebsausrichtung sehr unterschiedlich sind, können wir uns hier nur beispielsweise annähern. Es ist uns wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen, dass alle Strukturen, Annahmen und Erkenntnisse der Definition dieses Expertenkreises entsprechen. Dass es in anderen Fachliteraturen und -kreisen abweichende Definitionen gibt, liegt an der Komplexität unserer Branche.

Um es dennoch nachvollziehbarer zu gestalten und darzustellen, haben wir uns dazu entschlossen, die Berechnungsweisen an drei Hotelbeispielen strukturiert aufzubauen, welche in der Komplexität und Genauigkeit mit den Hotel-Typen steigen.

Es gilt zu beachten, dass eine solche Berechnung meist nur näherungsweise zu machen ist, da es oftmals an einer exakten Erfassung der Kosten scheitert. Die Kosten und der Zeitaufwand für eine Preisuntergrenzenberechnung müssen aber immer in Relation zum aus- und verwertbaren Ergebnis stehen.


WAS IST EINE PREISUNTERGRENZE?

Die Berechnung der Preisuntergrenze hilft Hotelmanagern, Revenue Managern oder sowie Verkaufsmitarbeitern, einen Mindestpreis festzulegen, der erforderlich ist, um die laufenden Kosten wie Personal, Reinigung, Energie, Wartung, Versicherung, Grundsteuern und andere Betriebsausgaben zu decken. Die Berechnung der Preisuntergrenze ist insbesondere in Zeiten von geringer Nachfrage oder niedrigen Saisonzeiten besonders wichtig, um zu garantieren, dass das Hotel nicht langfristig in die Verlustzone rutscht, sondern nachhaltig gewirtschaftet wird.


WARUM BRAUCHT MAN DIE PREISUNTERGRENZENBERECHNUNG?

Die Preisuntergrenze ist eine wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahl, die dabei hilft, die Verkaufsstruktur bzw.  die Rentabilität der Preisstrategie eines Hotelbetriebs zu bewerten und sicherzustellen, dass die Einnahmen ausreichen, um alle Kosten zu decken und Verluste zu vermeiden. Eine Preisuntergrenze wird oftmals auf eine Verkaufseinheit heruntergebrochen, beispielsweise eine Person oder einen Tagungsraum. So kann die Preisuntergrenze in Preisverhandlungen mit Kunden als unterster Verkaufspreis betrachtet werden. Natürlich möchten und müssen Hotels jedoch über diese Untergrenze hinausgehen, um Gewinne zu erzielen. Deshalb werden bei der Preisgestaltung auch die Marktnachfrage, die Konkurrenzsituation und die Wertvorstellung der Kunden berücksichtigt.


WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER PREISUNTERGRENZE UND EINEM MINDESTUMSATZ

Plakativ gesprochen kann man den Unterschied an zwei Fragestellungen herleiten:
Preisuntergrenze: Ab welchem Umsatz schließe ich einen Raum überhaupt auf, ohne dabei selbst draufzuzahlen?
Mindestumsatz: Welchen Umsatz möchte ich in meinem Raum zu einem gewissen Zeitpunkt erwirtschaften, ohne attraktiveres Geschäft zu verdrängen.


WIE WIRD DIE PREISUNTERGRENZE ERMITTELT?

Beispiel anhand der Berechnung für den Bereich Logis:

Die Berechnung von Preisuntergrenzen für ein Hotel hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Betriebs- und Fixkosten, sowie die Auslastung, je nach dem bis zu welchen Grad man die PUG errechnen möchte. Hier sind die grundlegenden Schritte zur Berechnung der Preisuntergrenze für ein Hotel:

1. Betriebskosten ermitteln: 
Dazu gehören Personalkosten, Energiekosten, Reinigungskosten, Instandhaltungskosten, Versicherungskosten usw. Diese Kosten sollten detailliert erfasst werden und können sowohl fix als auch variabel sein.

2. Fixkosten kennen: 
Diese Kosten fallen unabhängig von der Anzahl der Gäste an. Dazu gehören Mietkosten, Grundsteuern, Kosten für Kredite, monatliche Mitgliedschaften für Software oder Dienstleistungen usw.

3. Variable Kosten bestimmen: 
Diese Kosten variieren je nach Anzahl der Gäste oder der Belegungsrate. Hierzu gehören Kosten für Verbrauchsmaterialien (Seife, Shampoo, Toilettenpapier), Frühstückszutaten (wenn im Preis enthalten), Wäschereidienste usw.

4. Kosten aufteilen:
Alle zuvor genannten Kosten addieren, um die Gesamtkosten zu erhalten.

Berechnung der Preisuntergrenze für den Bereich Logis:
Die Gesamtkosten werden durch die geschätzte Anzahl der Zimmerbelegung geteilt. Das Ergebnis ist die Preisuntergrenze pro Zimmer.

Formel:

Berechnung der Preisuntergrenze für Meetingflächen nach Quadratmetern:

Die Berechnung der Preisuntergrenze pro Quadratmeter im Veranstaltungsbereich ist ähnlich wie die Berechnung im Logis Bereich, jedoch mit speziellen Anpassungen aufgrund der Besonderheiten von Veranstaltungen.

1. Erfassen von Kosten:
Erfassen von allen Kosten, die mit der Veranstaltung und der Vermietung von Veranstaltungsräumen zusammenhängen. Dazu gehören Mietkosten für den Raum, eventuelle Nebenkosten (wie Reinigung und Technik) F&B, Personal und Marketing, sowie alle anderen damit verbundenen Ausgaben.

2. Fixe und variable Kosten trennen:
Unterscheiden zwischen fixen Kosten (unabhängig von der Flächennutzung) und variablen Kosten (abhängig von der Flächennutzung). Fixe Kosten könnten Mietkosten für den Raum oder Grundgebühren sein, während variable Kosten je nach Veranstaltungsgröße variieren (z. B. Strom- und Heizkosten, Verbrauchsmaterialien)

3. Erwartete Auslastung schätzen: 
Schätzen der durchschnittlichen Auslastung des Veranstaltungsraums oder der Fläche, dazu sollten auch Daten aus den Vorjahren zur Hilfe gezogen werden. Dies könnte die Anzahl der
vermieteten Quadratmeter pro Veranstaltung sein.

Berechnung der Preisuntergrenze im MICE-Bereich:
Nun teilt man die Gesamtkosten durch die geschätzte Anzahl der genutzten Quadratmeter. Dies ergibt die Preisuntergrenze pro Quadratmeter, welche benötigt wird, um alle Kosten zu decken und die gewünschte Gewinnspanne zu erzielen.

Formel:

Es ist wichtig zu beachten, dass die tatsächliche Preisgestaltung auch von Faktoren wie der Art der Veranstaltung, dem Wert der Dienstleistung im Vergleich zu Mitbewerbern, dem Standort und der aktuellen Marktnachfrage abhängt. Die Preisuntergrenze dient als Ausgangspunkt, aber die Flexibilität bei der Anpassung an spezifische Kundenwünsche oder auch Marktbedingungen ist definitiv entscheidend.

Zusammengefasst ist die Preisuntergrenze der Preis, bei dem die Einnahmen gerade ausreichen, um alle variablen und fixen Kosten des Hotelbetriebs zu decken, ohne dabei einen Gewinn oder Verlust zu erzielen.

Empfehlung:
Es ist wichtig zu beachten, dass die Preisuntergrenze als Richtlinie dient. Je nach Marktnachfrage, Wettbewerbssituation und anderen Faktoren können die Preise angepasst werden. Auch sollte es sich hier um einen Querschnitt im Jahr handeln. Bestimmte Artikel schwanken das Jahr über im Preis oder auch klimatische Veränderungen sollten hier über das Jahr hinweg berücksichtig werden.

Es empfiehlt sich, regelmäßig die Kosten und Preise zu überprüfen, um sicherzustellen, dass eure Preisstrategie weiterhin die richtige ist und der richtige Preis zum richtigen Zeitpunkt angeboten wird.

Mit diesem Wissen als Grundlage werden wir uns im nächsten Artikel mit der praktischen Umsetzung einer Preisuntergrenzenberechnung beschäftigen und auch ein Excel-Tool mitliefern, womit ihr selbst eure PUG und weitere Kennzahlen berechnen könnt. Bleibt also gespannt.

Preisuntergrenze Einführung
  • 15.11.2023

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