Rückblick: HSMA Regionalevent des Chapter Ost vom 09. Juni 2021


Tagungshotellerie neu denken - welche Veränderungen bringt Corona der MICE-Branche?
Nach unserer Meinung wurde es Zeit, einen Ausblick in die Zeit nach Corona zu wagen, denn die MICE-Branche wird sich verändern – und somit die Anforderungen an die Hotellerie in diesem Segment.
Dazu hatten wir vorab folgende These verfasst:
Die MICE Branche wird sich spalten in VAs, die auch in Zukunft real stattfinden werden bzw. stattfinden müssen – und in VAs, die aufgrund des „Digitalisierungsjahrs“, das uns die Pandemie beschert hat, nicht mehr real stattfinden werden. 

Moderiert von David Eickelberg gab es zwei spannende Interviews mit Alexandra Weber (Sales Director MICE / Key Accounts, Lindner Hotels & Resorts) und David Friedrich-Schmidt (Leiter Projekte & Administration bei DGN Dienstleistungsgesellschaft mbH, Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.) und ein anschließendes Q&A mit interessanten Ergebnissen.

Herzlichen Dank an alle, die dabei waren! 

In einer kurzen Umfrage zu Beginn konnten wir feststellen, dass die Teilnehmer zu 100% von der „realen Rückkehr“ von Kongressen ausgehen. 94% sind von einer solchen Rückkehr bei Konferenzen, Messen und Corporate Events überzeugt, jedoch nur noch 78% glauben daran, dass Meetings in Zukunft wieder ausschließlich analog durchgeführt werden.
Zur Aufbereitung der Eingangs-These gab David Eickelberg einen Eindruck von der Situation der MICE-Branche:

  • Veranstaltungen, die im weitesten Sinne „verkaufen“ (Messen, Roadshows etc.) müssen real auch in Zukunft stattfinden, da diese virtuell mangels persönlichem Kontakt und daraus resultierendem Vertrauen nicht funktionieren (siehe ISPO 2020 oder ITB NOW 2021). Eine haptische Ware lässt sich nicht online verkaufen, eine Reise oder eine Destination auch nicht – hier fehlt der Faktor der „sinnlichen Erfahrung“.
  • Veranstaltungen, deren überwiegender Zweck in der Wissensvermittlung oder dem Austausch darüber liegt, funktionieren „remote“ bereits jetzt sehr gut (Konferenzen, Meetings und z.T. Kongresse). Das „Pandemie-Jahr“ hat der Digitalisierung einen gehörigen Schub verpasst. Diese Formate werden nicht oder nur teilweise zurück in die reale Welt kommen.
  • Die Chancen der Hotellerie sind:
  • Das Hotel als Location verstehen! Die Bar, das Restaurant etc. – alles das können interessante, reale Hintergründe für digitale Veranstaltungsformate sein. Die Konferenzräume sind es häufig nicht, schon gar nicht mit einer unzureichenden technischen Ausstattung.
  • Das Hotel ist Gastgeber – und kein technisch versierter Partner für die Durchführung digitaler Veranstaltungsformate. Hierauf sollten sich die Hotels konzentrieren, ebenso wie auf die genaue Kenntnis der eigenen Infrastruktur, denn das ist es, was für den externen Mieter interessant ist.
  • Das Weniger an Room Nights kann zumindest teilweise durch flexible Mieten für die „Hotel-Location“ kompensiert werden.

Viele dieser Ansichten fanden sich auch im Interview mit Alexandra Weber wieder, ergänzt um die folgenden Punkte:

  • Die Herbst-Winter-Saison bleibt für die Tagungshotellerie weiterhin ungewiss, falls neue Beschränkungen durch die Pandemie verfügt werden. Weiter nach vorn in die Glaskugel zu schauen ergibt wenig Sinn.
  • Auch wenn der Wunsch nach realen Events aktuell sehr hoch ist, hybride Formate sind die, die für die Hotellerie interessant sein können, auch wenn die Nachfrage danach aktuell noch recht gering ist.
  • Die Chance eines hybriden Events kann z.B. auch die Werbung und die damit verbundene Reichweitenerhöhung sein, die das Hotel als Austragungsort eines hybriden Events generieren kann.
  • Dabei ist es aber umso wichtiger, dass das Hotel seine Infrastruktur und Aufgaben kennt und diese auch innerhalb und außerhalb des Hauses vollumfänglich kommuniziert. Nichts ist schlimmer als ein „revenue-getriebenes Overpromising“.
  • Sinnvoll ist es immer, einen passenden Technikpartner zu suchen und mit diesem eng zusammenzuarbeiten – wenn die Technik im Hotel nicht funktioniert, fällt dies gern auf das Hotel und nicht auf den Technikdienstleister zurück.
  • Wichtige Faktoren für die Zukunft:
  • Strategie: Nicht jeder Kunde muss passen, aber welcher passt?
  • Marktbeobachtung: Genaues Wissen um den Markt erleichtert die Kalkulation.
  • Digitales Know-How: Prozesse im Sinne der Automatisierung beschleunigen (auch und gerade bei Anfragen), digitale Hausführungen anbieten

David Friedrich-Schmidt gewährte in seinem Interview den Teilnehmern spannende Einblicke in die Kongress-Landschaft in Zeiten von Corona:

  • Der DGN-Kongress fand bis dato „real“ mit rund 5.000 Teilnehmern jährlich statt. In 2020 wurde dieser komplett digital veranstaltet – mit rund 8.000 Teilnehmern. Die teilnehmenden Ärzte mussten für das Fachprogramm nicht reisen oder Klinik oder Praxis verlassen. Allein das hat die Teilnehmerzahl nach oben getrieben.
  • Dennoch: Der Wunsch der Teilnehmer nach Networking, dem persönlichen Austausch untereinander war und ist ungebrochen hoch, so dass man in diesem Jahr den Kongress hybrid in Berlin veranstalten wollte. Die Unsicherheit in der Planung für Teilnehmer wie auch Sponsoren aufgrund der Pandemie hat u.a. letztlich auch bei der DGN den Entschluss reifen lassen, den Kongress trotz sinkender Inzidenz-Zahlen auch 2021 komplett digital durchzuführen.
  • In jedem Fall sind seiner Meinung nach Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Wissensvermittlung kaum noch aus dem digitalen Raum zurückzuholen, dafür hat sich im letzten Jahr hier zu viel geändert.

Und zum Abschluss noch eine zentrale Erkenntnis aus dem Q&A:

Packaging statt Pauschale! Ein Paket aus Raum, Catering und Technik, aus dem der Kunde wählen kann, wird gerade im Fall von „das Hotel als Location“ in vielen Fällen deutlich attraktiver sein als die klassische Tagungspauschale, die sich nur auf die Konferenzräume bezieht, deren Attraktivität in vielen Fällen nicht optimal ist.

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Eure Referenten und Gesprächspartner

Alexandra Weber, 
Sales Director MICE / Key Accounts, Lindner Hotels & Resorts und me and all Hotels

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Rückblick: HSMA Regionalevent des Chapter Ost vom 09. Juni 2021
  • 21.06.2021

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